03.02.2022 – Vortrag: Gesundheitsschutz als fundamentaler Teil der Klassenauseinandersetzung

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https://uni-bremen.zoom.us/j/93988301697?pwd=Mzh6dmFNT2h1cmJZSmpCZnN6a0VUUT09

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Die Geschichte der Gewerbe- und Sozialhygiene seit Mitte des 19. Jahrhunderts – in heutigen Begriffen Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin – ist eng verwoben mit der Gesellschaftsgeschichte und den ihr innewohnenden Klassenauseinander­setzungen. Das hat sich im Prinzip bis heute nicht geändert. Immer ging und geht es darum, welche ökonomischen, sozialen und kulturellen Interessen im Vordergrund stehen. Und Gesundheitsschutz-Akteure/-innen stehen immer vor der Frage, wo sie sich verorten: eher in der Systemlogik des herrschenden Systems oder eher in der Haltung einer deutlich unbequemeren Parteinahme für die gegenüber hohen physischen und psychischen Belastungen Exponierten. Im Vortrag soll auf Grundlinien dieser Auseinandersetzung und einige historische und aktuelle Beispiele eingegangen werden, nicht zuletzt auf das in der Corona-Pandemie sichtbar gewordene Ungleichgewicht zwischen privater Kontrolle und Schonung der kapitalistischen Produktions- und Distributionssphäre. In vielen Betrieben standen Arbeiter/innen dicht an dicht, ohne dass hier Gewerbeaufsichts- oder Gesundheitsämter eingegriffen hätten. Flankiert von der neoliberale Ideologie, nach der Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsschutz „Privatangelegenheiten“ seien, sind insbesondere die wachsenden prekären Teile der Arbeiter/innen-Klasse gesundheitlichen Risiken schutzlos ausgeliefert. Dies gilt es zu erkennen und daraus politische und auch persönliche Schlussfolgerungen zu ziehen.

Referent: Dr. rer. pol. Wolfgang Hien, Arbeitswissenschaftler und Medizinsoziologe, Lehrbeauftragter für Public Health der Universität Bremen