Basisgruppen haben eine lange Tradition und entstanden im Zuge der studentischen Bewegungen der 60er Jahre. Damals wie heute stehen wir ein für ein selbstbestimmtes Studium und für eine Universität, die einen Raum für Diversität und Einmischung darstellt. Medizin ist eine soziale Wissenschaft und dementsprechend ein Spiegel der Gesellschaft. Deswegen eignen wir uns Kompetenzen zu (gesundheits-)politischen Themen an, die nicht im Lehrplan unterkommen.
Wir arbeiten basisdemokratisch und positionieren uns klar für eine gleichberechtigte, diskriminierungsfreie, bedürfnis- und gemeinwohlorientierte Medizin!
Selbstbestimmt Studieren
Höhere Mieten, teurere Mensen und Cafeterien, steigender Semesterbeitrag? Seit Jahren erhöhen sich die Kosten für Studierende. Nicht mit uns! Wir als Basisgruppe wollen diesem Trend ein Ende setzen. So sind wir z.B. Teil des Bündnisses SOS StudiWerk und unterstützten den Mensa-Aktionstag (Tag der Erbsensuppe) sowie weitere Veranstaltungen, um das Land Niedersachsen daran zu erinnern, wieder mehr Geld in die universitäre Infrastruktur zu investieren. Das Studium muss finanzierbar bleiben!
Antirassismus
Viele vergessen neben Fachwissen und Spezialisierung immer wieder, dass medizinisches Personal eine soziale Verantwortung besitzt. Auch Rassismus hat als sozialer Faktor einen Einfluss auf die Gesundheit. Daher müssen Stigmata und rassistische Denkmuster in der Medizin kritisch hinterfragt werden. Dies gilt sowohl für den Umgang mit Patient*innen als auch für die Arbeit mit unseren künftigen Kolleg*innen. Medizin ist Teil der Gesellschaft und kann als solche nicht isoliert betrachtet werden. Wir sehen es folglich als unsere Aufgabe, Rassismen, die in der Medizin reproduziert werden, aktiv zu bekämpfen.
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft…
Viele Medizinstudierende haben während ihres Studiums unbewusst Kontakt zur Pharma- oder Medizinprodukteindustrie durch z.B. Werbeprodukte und Wahlfächer. Die Interessen, die dabei von den Unternehmen vertreten werden, stehen im Widerspruch mit dem Interesse von Studierenden, unabhängige und wissenschaftlich fundierte Lehre zu erhalten.
Auch die Ärztekammer fordert die Offenlegung von Interessenskonflikten für Fortbildungen. Genauso fordern wir für unsere Fakultät einen transparenten Umgang mit Interessenkonflikten, die durch den Einfluss der Pharmaindustrie auf Studierende, Lehrende und ärztliches Personal notgedrungen entstehen. Außerdem muss das Thema Teil der Lehre werden, um uns Studierende für den späteren Praxisalltag zu wappnen.
Klima und Gesundheit
„Der Klimawandel ist die größte Gefahr für die globale Gesundheit und ihre größte Chance.“ (vgl. Lancet 2009 & 2015)
Die Klimakrise ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine Gesundheitskrise: Extremwetterereignisse, rapide klimatische Veränderungen und die Verseuchung unserer Umwelt fordern immer mehr Kranke und Tote. Wir haben die Erderhitzung erst in den Sommern 2018/19 zu spüren bekommen, für Menschen im globalen Süden ist es längst Realität. Als Menschen aus dem Gesundheitssektor sehen wir uns auch als Basisgruppe Medizin in der Verantwortung, eine sozialgerechte Klimapolitik und Klimaschutz im Gesundheitswesen zu fordern. Mit unserer Beteiligung wurde die „Health for Future“- Lokalgruppe Göttingen gegründet, eine interdisziplinäre Gruppe, die für Klima- und Gesundheitsschutz in Göttingen und an der UMG kämpft.
Feminismus
65% der Medizinstudierenden sind weiblich, 60% der Dokorand*innen sind weiblich und nur noch 17% der Professuren sind durch Frauen* besetzt. Das ist die aktuelle Situation an der UMG und dass, obwohl der Anteil der weiblichen Studierenden seit Jahren sehr hoch ist. Das ist kein Zufall, sondern spiegelt die gesellschaftlichen Verhältnisse wider, in denen Frauen* in Führungspositionen unterrepräsentiert sind. Und nicht nur dort. Wer operiert, wer doziert, wer gehört wird, wer ernst genommen wird – das alles hängt noch immer vom Geschlecht ab. Als Basisgruppe beschäftigen wir uns deswegen explizit mit feministischen und queerfeministischen Themen. Jedes Semester bieten wir Veranstaltungen z.B. zu Schwangerschaftsabbrüchen, kritischer Männlichkeit und Intersexualität an. Wir plädieren für eine Aufnahme von Gendermedizin in die Lehrveranstaltungen und fordern konsequentes Gendern in Lehrveranstaltungen.
Bedürfnisorientierte Medizin
Eine zunehmend gewinnorientierte Politik macht auch schon lange vor dem Gesundheitsbereich keinen Halt mehr. Kliniken werden privatisiert, ökonomisiert, auf „Effizienz“ getrimmt. Dabei wird häufig ganz bewusst ignoriert, auf wessen Kosten dies geschieht. Oftmals wird das Pflegepersonal weggekürzt, sodass kaum Zeit für eine gute, geschweige denn menschenwürdige Versorgung der Patient*innen bleibt. Auch den Ärzt*innen wird eine bedarfsorientierte Behandlung erschwert, durch Profitanreize und Überlastung eine Fehlversorgung provoziert. Wenn aber die Gesundheitsförderung nicht mehr im Fokus steht, sondern nur noch Nebenprodukt wirtschaftlicher Interessen ist, widerspricht das unseren ethischen Grundsätzen, unseren solidarischen Prinzipien und nicht zuletzt dem Wohl der Patient*innen. Deshalb setzen wir uns für ein Gesundheitssystem ein, in dem der *die Patient*in nicht mehr Mittel für Profit ist, sondern im Mittelpunkt der Behandlung steht und in dem seine*ihre Bedürfnisse, nicht Fallpauschalen, die Therapie bestimmen!
Vernetzung
Einen wichtigen Teil unserer Arbeit sehen wir auch darin, uns aktiv in Vernetzungen und Bündnisse einzubringen, um gemeinsame für Verbesserung einzustehen.
in Göttingen:
- Arbeitskreis Antirassimus der UMG
- Basisgruppenbündnis
- Ver.di & DGB
- Health for Future
- IPPNW
- Medical Students for Choice
bundesweit:
- Kritische Mediziner*innen
- VDÄÄ (Verein demokratischer Ärz*tinnen und Ärzte)
- Krankenhaus statt Fabrik